Das Archiv auf dem Global Greens & European Greens Kongress

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Bücherstand auf dem Kongress in Liverpool

Ende März fand in Liverpool der Global Greens and European Greens Kongress statt. Das Archiv Grünes Gedächtnis hat als Vertreter des International Ecology Archives Network (IEAN) bei diesem Kongress zu einem Austausch über die Geschichte der Grünen und grüner Archive in Europa eingeladen.

In diesem Frühling hat die bislang größte Versammlung von Grünen weltweit stattgefunden. Der Raum war mit 30 Personen bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Anwesenden waren grüne Aktivist/innen, Historiker/innen und Student/innen aus aller Welt. Teilweise hatten sie eine langjährige aktive Rolle bei den Grünen und kannten Sara Parkin sehr gut, die wir als Sprecherin für die Session gewinnen konnten.

Sara Parkin ist eine ausgezeichnete Kennerin der Grünen in Europa. Sie gehörte in den 1970er Jahren zu den Mitbegründerinnen der englischen Ecology Party und hat von der Gründung in Lüttich 1984 bis 1989 die Koordination der europäischen Grünen mitgeleitet. Ihr Bericht über die Anfänge der Grünen weltweit bildete den Auftakt unserer Session.

Christoph Becker-Schaum, der Leiter des Archivs Grünes Gedächtnis in Berlin, hat anschließend die Landschaft der grünen Archive in Europa und die Zusammenarbeit der Archive in Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland und Italien im IEAN-Netzwerk vorgestellt.

Die Inputs führten zu einem regen Austausch. Gegenstand war unter anderem die Archivsituation der englischen Grünen, deren Politiker/innen ihre Vorlässe an die Teesside University Library übergeben haben. Die Nutzung dieser Bestände ist immer noch schwierig. Daraus ergab sich eine Diskussion darüber, wie die Informationen über die Archive, ihre Bestände und Nutzungsmöglichkeiten besser bekannt gemacht werden können.

Mike Feinstein, der seit Jahren grüne Dokumente digitalisiert und ins Netz stellt, stellte seine Informationsplattform über die parallele globale Entwicklung der grünen Bewegungen und Parteien vor. Françoise Folmer, die Vorsitzende der luxemburgischen Grünen, berichtete, dass sie ihre Akten an das luxemburgische Nationalarchiv abgegeben.

Zu der Frage, welche Übersichten es über die Entwicklung der europäischen Grünen gäbe, verwies Arnold Cassola, der von 1999 bis 2006 Generalsekretär der europäischen Grünen war, auf den von ihm mitherausgegeben Band „Twenty years of European Greens 1984-2004“ (Brüssel 2003).

Wachsende Anforderungen an grüne Archive

Christoph Becker-Schaum berichtete über laufende Oral History Projekte des IEAN-Netzwerks und wies darauf hin, dass grüne Geschichte in den letzten Jahren in den Fokus der historischen Forschung gerückt ist. Die europaweite grüne Bewegung wird nun vor dem breiteren Hintergrund der 1980er Jahre untersucht.

Damit wachsen die Anforderungen an grüne Archive. Es kommt also darauf an, die archivische Infrastruktur auszubauen. Derzeit ist die Überlieferungsstruktur der Grünen in Europa heterogen. Die Anbindung an politische Stiftungen bildet eher eine Ausnahme (in Deutschland, Österreich, Belgien/Wallonien, Südtirol und in Frankreich im Aufbau).

Die grünen Akten sind je nach Land auch in Bibliotheken, Universitäten, Forschungseinrichtungen oder staatlichen Archiven zu finden.
Ein grüner Kongress bietet Informationsstände der unterschiedlichsten Gruppen und auch Büchertische an. In Liverpool war es nicht anders.

In der Haupthalle gab es ein reichhaltiges Angebot an Büchern grünen-naher Autor/innen und zu Themen, für die sich Grüne im Allgemeinen interessieren. Die Standbetreiber haben uns ungewollt auf eine Lücke hingewiesen (siehe Foto). Im Unterschied zu anderen Themenbereichen stand in der Sektion „History“ kein einziges Buch.

Wir sollen und wollen mit unserer Archivarbeit die künftigen Autoren zur grünen Geschichte unterstützen, damit diese Lücke geschlossen wird. Es ist ein Standardvorwurf an die Grünen, dass sie ihre eigene Geschichte vernachlässigen. Das Anliegen der grünen Archive ist es, die Grünen für ihre eigene Vergangenheit zu sensibilisieren.